Neue Begegnungsschule im Tollensetal

31. Januar 2025

Neue Begegnungsschule im Tollensetal nimmt ihren Betrieb auf

Die neuen Schüler durften bei der Eröffnung das rote Band durchschneiden. (Foto: Bodo Lubensky)

15 Kinder lernen ab sofort inmitten der Natur in Tückhude. Die Initiatoren haben sich mit der Schuleröffnung einen Traum erfüllt und für die Zukunft noch viel vor.

Die Schullandschaft im Amt Treptower Tollensewinkel ist um eine Einrichtung reicher. Zum Start ins neue Schuljahr hat die
„Begegnungsschule Tollensetal“ in Tückhude am 2. September offiziell ihren Betrieb aufgenommen. Für den Trägerverein „Natürlich Lernen am Tollensetal e. V.“ war der Weg bis zur Genehmigung alles andere als einfach.

Auch einen Waldkindergarten gibt es

„Wie verrückt sind die denn?“ Solche Kommentare mussten sich die Initiatoren mitunter im Vorfeld von Kritikern anhören, die es nicht für möglich hielten, dass man inmitten der „Wildnis“ eine Schule auf dem Gelände des ehemaligen Schullandheims in der Gemeinde Golchen etablieren kann. Doch die Vereinsmitglieder ließen sich trotz vieler Hürden nicht von ihrem Vorhaben abbringen, eine Schule der besonderen Art zu eröffnen. Zumal sie bereits 2019 einen eigenen Waldkindergarten in Tückhude gegründet hatten.

Nach mehreren Jahren, die von Planungen, Beratungen und auch zahllosen Arbeitseinsätzen geprägt waren, konnten jetzt zunächst 15 Jungen und Mädchen eingeschult werden. „Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, haben wir unseren Traum wahr gemacht und eine Schule gegründet. Klar gehört viel Mut dazu, ein solches Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und dazu eine Familie, gute Freunde und Bekannte, die sich einbringen“, sagte die Projektkoordinatorin vom Lernort Tückhude Alina Wander, in ihrer Begrüßungsansprache.

Auf Kissen liegend ganz bequem

Auf einer Wiese direkt neben dem Lernhaus hatten in einem großen Oval die Eltern und andere Angehörige der Erst- bis Drittklässler Platz genommen, ebenso Vertreter der Gemeinden Alt Tellin, Golchen und Alt Daberkow, vom Trägerverein sowie das Schulteam. Die Schulkinder – viele von ihnen hatten sich für den heutigen Tag besonders chic angezogen – machten es sich zum Teil auf Kissen liegend ganz bequem. Es ist schließlich ihre Schule, in die sie ab sofort bis zur 6. Klasse gehen werden.
Gemeinsam mit ihren Lehrern und Betreuern machten sich die Kinder mit dem neuen Lernort vertraut. Auch Golchens Bürgermeister Gerhard Fuchs freute sich über die guten Bedingungen für die Kinder. (Foto: Bodo Lubensky)
Auch Schulleiterin Laura Schumann wies auf die großen Kraftanstrengungen aller Beteiligten hin, betonte jedoch, dass dies ein ganz besonderer Lern- und Lebensort in herrlicher Natur sei, an dem sich alle wohlfühlen sollen – vor allem natürlich die Kinder! Im Namen des Teams dankte sie den Familien der Schüler für deren große Unterstützung, den Kooperationspartnern, Sponsoren und allen ehrenamtlichen Helfern, die es mit ermöglichten, dass diese „Traumschule“ nun feierlich eröffnet werden konnte.

Außergewöhnliches Schulprojekt

Lachen, träumen, lernen, einfach sein können sei das Motto „unserer Schule“, sagte Schumann, die auch das Team der Schule und des ebenfalls neu eröffneten Wald- und Wiesenhortes vorstellte. Der kräftige und zugleich herzliche Applaus aller Anwesenden machte deutlich, wie sehr alle hinter diesem außergewöhnlichen Schulprojekt stehen.

Dann kam endlich die ganz große Stunde der Schulkinder: Mit mehr oder weniger geschärften Scheren ausgestattet, durchschnitten alle gemeinsam vor dem Lernhaus ein langes Band und nahmen sogleich die Schule in Besitz. Neben einem hellen Lernzimmer gibt es hier noch weitere Räume, wo sich ausgeruht, auch mal getobt und kreativen Tätigkeiten nachgegangen werden kann.

Begeistert von den Lehrinhalten

Zahlreiche Eltern äußerten sich nach dem offiziellen Teil überaus positiv sowohl über die äußeren Bedingungen als auch die Lehrinhalte, die hier angeboten werden. „Wir wollten unseren sechsjährigen Jonne nicht in eine normale Schule schicken“, sagt Anne Scholz aus dem circa 40 Kilometer entfernten Zarnekla. Die tägliche Fahrerei nimmt sie für ihren Sohn gerne in Kauf.
Auch Roland Gorsleben hebt hervor, dass er aus verschiedenen Gründen ebenfalls nicht gerade von den staatlichen Schulen angetan sei. Beide befürworten eher das pädagogische Konzept der Begegnungsschule Tollenstal. Auch für Michaela Bausch, die ihre Töchter Marlene (10) und Miriam (7) einschult, sei der Weg von Anklam nach Tückhude keine Hürde. „Ich bringe meine Kinder täglich zur Schule, und ich mache das für deren Wohl“, fügt sie hinzu.
Mit Marlene (10) und Miriam (7) ließ die Anklamerin Michaela Bausch gleich 2 Töchter in Tückhude einschulen. Und wahrscheinlich wird auch Marla (2) in einigen Jahren hier lernen. Für den großen Tag ist auch Großmutter Birgit Weinbrandt aus dem Ruhrgebiet angereist. (Foto: Bodo Lubensky)
Andere Eltern aus der näheren Umgebung haben es da leichter. Sie steigen mit ihren Kindern für den Schulweg aufs Fahrrad. Derzeit denkt der Schulträger aber schon darüber nach, später Fahrgemeinschaften zu bilden oder auch einen Shuttlebus einzurichten.

Orientiert an Rahmenplänen des Landes

Wie Alina Wander versichert, würden sich die Lerninhalte an den Rahmenplänen des Landes und natürlich an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder orientieren. Neben Natur und Kultur, die man den Kindern besonders nahebringen wolle, soll es aber auch Begegnungen mit Unternehmen und Handwerksbetrieben geben.

Die Finanzierung der Begegnungsschule werde in den ersten Jahren durch einen Kredit, den Förderverein und das erhobene Schulgeld von monatlich 150 Euro pro Kind erfolgen. Die Aufnahme der Kinder soll nicht von den finanziellen Mitteln der Eltern abhängig sein und man möchte allen Kindern in der Region einen Schulplatz ermöglichen, erklärte die Projektkoordinatorin.